Frühlingssprießen
Was bringt es mit, das neue Leben?
Wo keimt es hin
mit weltenstarker Wandlungskraft?
Lange ruhten wir im dunklen Schoß
und lange haben wir,
gebannt ins Schmerzenstal,
uns an zu eng geword´nen Masken
wundgerieben.
O holde Frühlingsblumenfee
so sanft und doch so mächtig
dein Duft, dein Zauberklang
lockt uns ins helle Land,
lässt uns in freie Himmel sprießen.
Nibelgur
Leise Blüten fallen,
In der Nacht der vergessenen Düfte.
Büsche raunen seltsam,
Im Tale der vergessenen Lieder.
Herbstwind umweht verwitterte Zinnen,
Des Turms der vergessenen Sagen.
Und im Brunnen der vergessenen Begierden,
Da schläft das dunkle Wasser,
Geheimnistief.
Träumt den vergessenen Traum,
Vom Lande Nibelgur;
Vom verschollenen Lande Nibelgur.
Der Baum der Mondvögel
Der Baum der Mondvögel
schläft einsam
am Hügel der alten Steine
und der Ferisbach singt ihm
das ewige Wiegenlied
und der her Herbstwind streicht ihm durch die Träume
trägt sie in ferne Lande
hin, in die fernen Wälder von Lynn
hin, hinter graue Wasser und Nebelturm
wo Elbyr tanzt durch Licht und Schatten
im Reigen der Moosfeen.
Erinnerst du dich
an die vielen Nächte
als wir uns hinausschlichen
aus dem still gewordenen Angirshof
ich, du, und die Sehnsucht
nach den fernen Wäldern von Lynn?
Vorbei am grimmen Haus des Meisters
Vorbei am schlafenden Hofhund
Und durch die geheime Pforte vorbei am Wächter
Hinauf zum Hügel der alten Steine
wo wir einst gepflanzt den silbernen Samen
wo wir hingaben das einzige was uns blieb
von den fernen Wäldern von Lynn.
Es vergingen die Jahre auf dem Hof der Bitternis
und sie vergingen auf dem Hügel der alten Steine
wie das Rauschen des Ferisbaches.
Aus dem silbernen Samen wuchs ein Bäumchen
Wir wässerten es mit unseren Tränen
Und nährten es mit unserem Blut
Vergossen in den Jahren der Bitternis.
Erinnerst du dich
an jene kühle Vollmondnacht im Herbst der Schwäne
als wir das letzte mal gingen
zum Hügel der alten Steine?
Es blieb unser Geheimnis, was damals geschah
mit dem Baum am Hügel der alten Steine.
Ein Blinzeln – seine Blätter bewegten sich im Wind
und die Mondlichtschatten bewegten sich mit ihnen
Ein Blinzeln – seine Blätter tanzten im Wind
und das Mondlicht tanzte mit ihnen
Ein Blinzeln – seine Blätter waren zu Vögeln geworden
die sprangen und flatterten und schrieen
ein seltsames, unwirkliches Lied
in die Nachtesluft.
Ein Rauschen – und die Vögel waren davongeflogen
liessen den Baum zurück
kahl und tot in der kühlen Herbstesnacht.
Der Baum der Mondvögel
schläft einsam und kahl
am Hügel der alten Steine
und der Ferisbach singt ihm
sein ewiges Wiegenlied.
Wo sind sie hin, sein Leben, seine Blätterkron´?
Niemand weiss es, niemand fragt danach.
Nur uns, uns hat der Traumgeist es verraten:
Sie sind davongeflogen,
davon in die fernen Wälder von Lynn
davon hinter graue Wasser und Nebelturm
wo Elbyr tanzt durch Licht und Schatten
im Reigen der Moosfeen.
Und vielleicht sind sie ihm Boten geworden
Boten für den Elfenkönig zu Lynn.
Und vielleicht schreien sie ihm mit ihren seltsamen Liedern
von Bitternis und Leid seiner Kinder
auf dem Hofe Angir im Lande Rodengast.
Und vielleicht kommt er sie einst holen
mit seinem Faunenheer und dem Schiff aus Mistelfarn
zurück in die fernen Wälder von Lynn
zurück hinter die grauen Wasser und Nebelturm
wo Elbyr tanzt durch Licht und Schatten
im Reigen der Moosfeen.
Ay´lyrinn, der Zaubergarten
Ay´lyrinn, der Zaubergarten, lag da im warmen Licht der ersten Sonnenstrahlen, die der Himmelsfürst über die schneegekrönten Berge sandte, die goldenen Hände des Lichtgeliebten, der seine Erdenbraut liebkosend erweckte, sanft ihre Grashänge entlang strich und schliesslich errötend in ihre üppige Mulden drang.
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